Studie eines Tellers mit Früchten und eines Korbes mit Salat

Fritz Griebel: Studie eines Tellers mit Früchten und eines Korbes mit Salat, 1923, Pastellkreidezeichnung, 57 x 45 cm, FG 2514

Dieses famose Stillleben in grauer Pastellkreide zeigt zwei Blattsalate in einem geflochtenem Weidenkorb sowie einen Teller mit Birnen und Pflaumen auf einem perspektivisch konstruierten Tisch. Sehr dicht stehen sie an dessen Kante. Es scheinen vor allem die diversen Oberflächentexturen zu sein, die Fritz Griebel studieren wollte.

Die Blätter der Salate sind gekräuselt. Wellenförmig ragen sie über den Rand des Korbes heraus oder schmiegen sich an ihn an, wie beim runden Kopfsalat, dessen Strunk deutlich zu sehen ist. Vielleicht wurden die Salate gerade aus dem eigenen Garten geerntet?

Vor dem Salatkorb steht ein länglicher Teller mit Birnen und Pflaumen; einige Birnen wurden auf dem Tisch drapiert. Die wenigen dunklen Pflaumen kontrastieren mit den hellen Birnen und lenken so den Blick des Betrachters. Die Früchte sind glatt und glänzend. Griebel setzte für den Glanzeffekt an einigen Stellen zart Deckweiß ein. In niederländischen Stillleben zeigte sich besonders bei der Darstellung von Gläsern der virtuose Umgang mit der Malmaterie.

Willem Claesz. Heda (um 1594–zw. 1670 u.1782): Stillleben mit Brombeerpastete, 1631, Öl/Holz, 54 x 82 cm. Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden (Quelle: wikipedia.org)

Griebels Stillleben ist im strengen Schwarz-Weiß-Kontrast gezeichnet. So ist die Innenfläche des Korbes verschattet, wie auch die einzelnen Wellen und Furchen der Salatblätter dunkler sind als das jeweilige Gesamtblatt. Die geflochtene, ornamentale Struktur des Korbes bildet mit ihrem regelmäßigen Verlauf einen Kontrast zu den Salatblättern, die sich jedweder Ordnung zu verweigern scheinen. Akzentuierte Griebel Korb und Gemüse mit wenigen weißen Striche, so belebt er den ansonsten nicht weiter bearbeiteten Hintergrund des Bildes mit einem raschen Auftrag weißer Farbe an den Umrissen des Korbes und dem hochstehenden Salat.

Das Stillleben als eigene Gattung entstand in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Italien im Barock. Objekte der Natur und Gegenstände des Alltäglichen sollen dessen Schönheit widerspiegeln. Leblose Objekte können Träger einer inhaltlichen Botschaft sein, wie zum Beispiel der Vergänglichkeit alles Irdischen (Vanitas-Stillleben). Nach der Blütezeit des Stilllebens im 17. Jahrhundert diente es primär dekorativen und repräsentativen Zwecken. Griebels Schwarzweiß-Stillleben fokussiert den Blick auf die Oberflächen. Seine Studie ist eine des Sehens, die das Haptische der Gegenstände zu einem optischen Erlebnis macht.

Antje Buchwald 2019
Kunsthistorikerin