Christliche Zeichen

Fritz Griebel: Christliche Zeichen, 1957, Nürnberger Gobelinmanufaktur, Tapisserie, 170 x 425 cm.

Der Pfarrerssohn Fritz Griebel schuf anlässlich zum 25jährigen Bestehen des Müttergenesungswerks Nürnberg (www.frauenwerk-stein.de) den Entwurf für diesen von der Nürnberger Gobelinmanufaktur ausgeführten Wandteppich mit frühchristlichen Zeichen. Zur Feier des 75 jährigen Bestehens des Müttergenesungswerks am 4. Juli 2008 wurde der Teppich als Motiv für die Einladungskarte verwendet. Den dort umseitig gedruckten Bildbeschreibungstext finden Sie hier:

Fritz Griebel: Christliche Zeichen, umseitig gedruckter Bildbeschreibungstext.

Das Werk ist klar strukturiert: Ähnlich wie ein Tryptichon ist der Teppich in drei Bildsegmente separiert. Das große Mittelbild zeigt ein weißgelbes Christusmonogramm auf blauem Hintergrund mit Sternen, das von einem Kranz gerahmt wird. Um ihn herum sind rechts und links jeweils sechs weiße Tauben und Sterne auf rotem Hintergrund gruppiert. Die kleineren Seitenbilder zeigen jeweils auf grünem Hintergrund links ein großes Kreuz, dass von vier kleineren Kreuzen flankiert wird; darunter sind die griechischen Buchstaben Alpha und Omega eingewebt sowie ein Pfau. Das rechte Seitenbild zeigt das Lamm Gottes sowie einen Brotkorb mit einem Fisch.

Bei dem Mittelbild bezog sich Fritz Griebel auf das Bodenmosaik vom Baptisterium (Taufkapelle) in Albenga in Italien aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. In seinem 1959 publizierten Buch „Zeichen der Christenheit“ beschreibt er, wie er sich auf Spurensuche nach christlichen Zeichen begeben hatte: in Deutschland, Italien, in Frankreich und in England, wo er immer neu und vielfältig abgewandelte Motive fand. Das zentrierte Monogram ist das Zeichen der Christenheit schlechthin, es kann aber auch stellvertretend für die Figur Christi stehen, von dem die übrigen Zeichen ausgehen. Die zwölf Tauben stehen für die zwölf Apostel, die erste Gemeinde der Christenheit.

Das linke Seitenbild spielt auf die Kreuzigung Christi an, die zusammen mit der Auferstehung Christi das Reich Gottes beginnen lässt. Hierauf rekurrieren auch die griechischen Buchstaben Alpha und Omega, welche Gott als Anfang und Ende, Himmel und Erde, Zeit und Raum Umfassenden interpretiert. Der Pfau als Zeichen der Ewigkeit unterstreicht die Unaufhörlichkeit des Kreislaufes.

Mit dem Agnus Dei (Lamm Gottes) auf dem rechten Seitenbild, das die Auferstehung Christi symbolisiert, schließt dieser Kreislauf. Das Bildmotiv des Fisches auf dem Brotkorb zählt zu den ältesten christlichen Zeichen, das als Wandmalerei in der römischen Calixtus-Katakombe bereits im 2./3. Jahrhundert nachweisbar ist. Es verweist auf die wundersame Vermehrung der fünf Gerstenbrote und der zwei Fische zur Speisung der Fünftausend. Das Kreuz mit dem strahlenumkränzten Auge steht stellvertretend für den sehenden, allwissenden Gott.

Fritz Griebel bemerkte während seiner Spurensuche nach alten christlichen Zeichen: „Dabei wurden mir diese Sinnbilder immer bedeutender, und ich musste mir sagen: Sie könnten ein wichtiger Beitrag sein bei dem ernsten Ringen des heutigen Menschen um die Vertiefung christlicher Erkenntnisse.“

Antje Buchwald