Bäume in Cervo

Fritz Griebel: Bäume in Cervo, 1963, Aquarell auf Papier, 45 x 60 cm.

Natur ist eines der großen Themenbereiche in der Kunst Fritz Griebels. Sie ist Schauplatz mannigfaltiger Erscheinungen. So stellt sie Griebel im harmonischen Zusammenklang mit dem Menschen dar, wie in seiner Serie „Die Badenden“, oder aber er zeigt den reinen Naturausschnitt.

Schon früh reizt den Künstler hierbei die Darstellung von Bäumen, die zu Beginn in seinen Federzeichnungen die Auseinandersetzung mit dem Werk Dürers und van Goghs zeigen. Besonders in der Aquarellmalerei tauchen im Werk Griebels Baumstudien auf. Diese Technik ermöglichte es dem Künstler, seine Wahrnehmungen unmittelbar und schnell auf dem Papier umzusetzen.

Das hier in Cervo, am östlichen Hang des Golfes von Diano Marina in der ligurischen Provinz Imperia liegend, entstandene Bild zeigt mehrere dünne Bäume in dicht gedrängter Abfolge, die am rechten Bildrand zu einem dicken Baumstamm zu verschmelzen scheinen. Hinter den Bäumen, die Griebel mit wenig Blattwerk malte, erstreckt sich eine Mauer und dahinter – mit wenigen Pinselstrichen angedeutet – ein Steinhaus.

Mit schnellen Pinselstrichen setzte Griebel die Farbflächen an- und ineinander; beschränkte seine Farbenskala auf Gün, Blau, Grau, Braun und Schwarz. Belebt wird das Bild durch den Kontrast vertikaler Baumstämme und horizontaler Mauer.

Fritz Griebel ging es in seinem Aquarell nicht um eine präzise Naturstudie, sondern darum, die jedem Wetter trotzenden Bäume in ihrer Unverwundbarkeit darzustellen. Vielleicht sah er in ihnen auch Symbole des Lebens. Für den Romantiker Caspar David Friedrich (1774-1840) konnte der Baum zuweilen den Tod und die Auferstehung symbolisieren.

Für den Historiker Alexander Demandt stand jedenfalls fest: „Kein anderes Geschöpf ist mit dem Geschick der Menschheit so vielfältig, so eng verknüpft wie der Baum.“ In seinem Buch „Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte“ lässt er diese mit dem Feuer, das den Blitz in die Bäume schlug und mit dem Werkzeug, für das Holz zu allen Zeiten unentbehrlich war, beginnen.

Antje Buchwald