Postamt Gräfenberg (Entwürfe)

Immer wieder reichte Fritz Griebel Entwürfe für öffentliche Ausschreibungen ein. Dieses Werk des Monats zeigen Skizzen für eine Wandbemalung der Fassade des Postamthauses in Gräfenberg, einer Kleinstadt nördlich von Nürnberg, am Rande der Fränkischen Schweiz.

Die erste Skizze zeigt die Giebelfassade des Gebäudes. Die Wandmalerei sollte sich über den zwei Fensterreihen erheben. Das Motiv deutete Griebel hier nur an. Der Entwurf dient lediglich dazu, die Platzierung auf der Fassade und die Gesamtwirkung zu veranschaulichen.

Im zweiten Entwurf geht Griebel nun detailliert auf das Motiv ein. Zwischen der obersten Fensterreihe platzierte er einen Kranz, in dessen Mitte zwei blaugraue Brieftauben sowie das Posthorn sind. Darüber erstreckt sich eine dörfliche Szene. Ein Postbote in blauer Uniform und lederner Posttasche ist im Begriff, zwei Frauen in langen Röcken und Blusen Briefe zu überreichen. Zu seinen Füßen liegen diverse Pakete. Die Frauen bilden als Rücken- und Frontalfigur eine Einheit.

Eine junge Frau mit Strohhut, in Rock, Bluse und Jacke gekleidet, beobachtet die Szene. Sie ist gerade damit beschäftigt, die Tiere – Hühner im Holzkäfig und Gänse im Korb – sowie ein paar Säcke und einen Karton auf ihrem Handkarren mit einem Seil festzuschnüren.

Rechts vom Postboten geht ein Mädchen, einen Henkelkorb haltend, im roten Rock und blonden Zöpfen barfuß schnellen Schrittes. Neben ihm geht ein Mann – vielleicht der Vater. Auf dem Rücken trägt er eine mit Heu befüllte Kiepe. Eine Harke hält er in den überkreuzten Armen vor sich. Ein kleiner schwarzer Hund begleitet die beiden.

Der freundliche Postbote und die zwei hübsch gekleideten Frauen bilden eine Gruppe für sich. Ihre Assistenzfiguren sind Bauern auf dem Weg zum Markt. Es ist die sogenannte „gute alte Zeit“, die Griebel auferstehen lässt.

Postamt Gräfenberg, Ende 1920er/1930er Jahre, Tusche auf Papier, 68 x 87 cm

In einem dritten Entwurf wandelte er die Szene ab. Ein großer Olivenbaum wächst aus der Bildmitte. Rote und blaue Vögel sitzen auf seinen Blättern. Die Uniform des Postreiters ist an die Königlich Bayerische aus den 1840er-Jahren angelehnt. In einer Hand hält er die Zügel seines Pferdes. Auch hier ist er im Gespräch mit zwei Frauen, von denen die eine mit ihrem Strohhut und Heurechen als Erntehelferin charakterisiert ist. Der Mann mit Kiepe und Hund hat in diesem Entwurf seinen Platz getauscht. Auf der rechten Bildseite sitzt nun ein Mann als Rückenfigur, der eine Gitarre umgehängt hat, unter einem Baum. Er blickt auf Gräfenberg mit der Stadtpfarrkirche herunter.

Das Postamtshaus wurde vor langer Zeit abgerissen. Es konnte bisher leider nicht eruiert werden, ob der Entwurf Griebels realisiert wurde. Besonders der erste Entwurf zeigt eine liebreizende Szene dörflichen Lebens: Der Postbote, der mit den Briefen und Paketen auch den neuesten Klatsch bringt.

Antje Buchwald, Februar 2021