Die Regnitz

Fritz Griebel: Die Regnitz. 1947. Öl/Leinwand. 58 x 76,5 cm, Privatbesitz.

Dieses Werk des Monats zeigt eine Ansicht der Regnitz mit Booten in Bug bei Bamberg im Vorfrühling. Die Regnitz ist ein Nebenfluss des Mains in Bayern und führt direkt durch die historische Altstadt von Bamberg. Die wechselnde Wasserführung des Flusses bedroht die Stadt seit Jahrhunderten. Beim Hochwasser von 1784 fielen dem Fluß beispielsweise die Häuser am Ufer im Mühlenviertel sowie viele Brücken zum Opfer. Das letzte große Hochwasser erlebte Bamberg 2004.

Seit 1939 war Bamberg der Wohn- und Schaffensort von Fritz Griebel. Im Vordergrund des Bildes sehen wir drei flache langgestreckte Boote. In einem von ihnen befinden sich einige Gegenstände in grün, braun und beige. Dabei könnte es ich um Angelutensilien handeln. Die Regnitz ist als fischreicher Fluß bekannt. Auf der ruhigen Wasseroberfläche spiegelt sich die Landschaft. Die Darstellung von Wasser übte von jeher einen besonderen Reiz auf Maler aus: sei es das wogende Meer oder eine glatte Fläche.

Claude Monet: Impression, Sonnenaufgang, 1872, Öl/Lwd., 48 x 63 cm, Musée Marmottan Monet.

Die sich auf der Oberfläche des Wassers spiegelnde Landschaft und Himmel evoziert eine auf dem Kopf stehende Doppelung. Diese Doppelung ist jedoch kein genaues Abbild, sondern auf Grund der flüssigen Oberfläche eine verzerrte. Die verzerrte Doppelung ist die einzige leichte Bewegung suggerierende Quelle des Bildes. Es ist ansonsten – wie viele Bilder Griebels – von einer kontemplativen Ruhe geprägt und verrät nichts über Gefahren eines Hochwassers.

Pierre Auguste Renoir: Das Boot, 1879, Öl/Lwd., 71 x 92 cm, National Gallery, London.

Insbesondere die französischen Impressionisten, die ihr Atelier verließen und ihre Staffelei inmitten der Natur aufstellten, hinterließen eine Reihe von Bootsdarstellungen. So gab das Bild »Impression, Sonnenaufgang« (»Impression, soleil levant«) von Claude Monet (1840–1926) dem Impressionismus seinen Namen. Das Seestück zeigt den Hafen von Le Havre am Morgen. Im Nebel scheinen die im Hintergrund vor Anker liegenden Schiffe fast zu verschwinden. Im Vordergrund sind drei kleine Fischerboote zu sehen. Auf dem Wasser bricht sich die orangefarbene Sonne.

Édouard Manet: Die Barke, 1874, Öl/Lwd., 82,7 x 105 cm, Neue Pinakothek, München, Inv.Nr. 8795.

Als Monet 1871 nach Argenteuil an der Seine zog, verlegte er sein Atelier sogar selbst auf ein Boot. Das vergnügte Leben auf dem Fluss und an den Ufern lieferte ihm Themen in Hülle und Fülle. Édouard Manet (1832–1883) hielt seinen Künstlerkollegen 1874 zusammen mit seiner Frau Camille während der Arbeit auf seinem schwimmenden Atelier fest.

Während viele französische Impressionisten vergnügliche Bootsfahrten schilderten, legte Fritz Griebel in seinem Bild den Fokus auf Fluss und Landschaft jenseits eines sonntäglichen Vergnügens. Ihn interessieren auch nicht die Lichtreflexe auf dem Wasser, sondern die Spiegelung der Landschaft im Wasser, das Verschwimmen der Farben. Festes und Flüssiges. Dauer und Augenblick.

Antje Buchwald 2013