Max Geck

Fritz Griebel: Max Geck. um 1930, Öl/Leinwand, 48 x 43 cm.

Ein Mann mittleren Alters blickt uns über seine Schulter gewendet an. Sein Blick ist klar und fokussiert. Sein volles dunkles Haar weist einen absteigenden V-förmigen Bereich in der Mitte des Haaransatzes oberhalb der Stirn auf. Die vollen Lippen sind geschlossen. Der Mann trägt einen weißen Kittel, ein gelber Hemdkragen blitzt aus ihm hervor. In der rechten Hand hält er einen roten, länglichen Gegenstand. Ob es sich hierbei um einen Malpinsel oder einen (Blei)Stift handelt, ist nicht zu eruieren, da die Spitze des Gegenstands verdeckt ist.

Sie trägt einen Chiton und darüber einen Mantel, den sie sich eng um den Körper geschlungen hat. Im Unterschied zu Griebels gemalter »Kleinen Herkulanerin« hält sie den rechten Arm noch etwas höher, so dass die Hand fast an der Schulter sitzt und zu sehen ist. Man interpretiert die Haltung, dass sie versucht, sich das obere Mantelende über die linke Schulter zu legen. Die Deutung des griechischen Originals ist umstritten, da römische Wiederholungen fast alle zeitgenössische Porträtköpfe tragen und selten Attribute aufweisen. Es ist also nicht ganz klar, ob es sich ursprünglich vielleicht um die Darstellung einer Göttin oder einer Personifikation gehandelt hat.

Sog. Kleine Herkulanerin (30 – 1 v. Chr.), Marmor. H. 181 cm. Inv. Hm 327. Aus dem Theater von Herculaneum. 1736 von König August III. für Dresden erworben. (© Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Aufnahme Ingrid Geske).

Im Gegensatz zum Halbprofil des Mannes ist die Statuette weniger detailliert gemalt. Das Gesicht des Mannes wirkt fast modelliert. Gekonnt verteilte Fritz Griebel Schattenflächen und hat genau die diversen Farbnuancen auf der Haut beobachtet. Sie changieren zwischen Beige, Rot, Weiß und Grau.

Das naturalistisch gemalte Gesicht des Mannes zieht den Betrachter sofort in den Bann. Körper und Gegenstände sind im Gegensatz hierzu fast skizzenhaft gemalt. Das Bild ist wie ein Schnappschuss arrangiert: Der Mann wendet plötzlich seinen Kopf von den Gegenständen ab und blickt uns direkt an.

Fritz Griebel porträtierte hier seinen Freund Max Geck (1898–1980) als Maler. Er studierte mit ihm zusammen an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, der späteren Akademie der Bildenden Künste. Leben und Werk von Max Geck sind bisher nicht erforscht. Bekannt ist, dass er später als Architekt tätig war.

Das Stillleben aus Modellfigur, Pergamentrolle und Apfel verweisen zum einen auf die jahrhundertealte Tradition, wonach an Kunstschulen neben Aktmodellen auch nach Antiken gezeichnet wurde. Zum anderen sind Apfel und Statuette beliebte Sujets Fritz Griebels und wären eigentlich für sein Selbstporträt unabdingbar. Vielleicht teilten beide Freunde die Liebe zur Antike.

Antje Buchwald 2014

Literatur:
Klaus Stemmer (Hg.): Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur. Berlin 1995, S. 387.