Das Thema Stilleben nimmt in der Kunst Fritz Griebels neben der Darstellung des Menschen einen hohen Stellenwert ein. Erkennbar wird diese Faszination ab den 1930er Jahren, in denen figürliche Kompositionen und Stillleben überwiegen.
Der Begriff ‚Stillleben‘ leitet sich vom holländischen Ausdruck ‚stilleven‘ ab, wobei ‚still‘ ‚unbeweglich‘ meint und ‚leven‘ soviel wie ‚lebendes Modell‘ bedeutet. Als Stillleben bezeichnet man bildhaft abgeschlossene Darstellungen verschiedener Gegenstände, deren Auswahl und Gruppierung oft nach inhaltlichen, d. h. symbolischen und ästhetischen Gesichtspunkten erfolgt.
Das Element des Stilllebenhaften ist in Griebels Kunst auf vielfältige Weise vertreten: durch Figürliches in Form von Skulpturen oder Skulpturfragmenten, Vegetativ-Pflanzliches, Dingliches oder durch eine Vermischung aller Gegenstände.
Im Zentrum des Bildes befindet sich ein auf dem Boden stehender Weidenkorb mit allerlei Früchten, die im Gesamtwerk Fritz Griebels als Beiwerk häufig aufzufinden sind: Zitronen, Orangen, Weintrauben, Äpfel und Pflaumen. Über dem Korb drapierte der Künstler ein mäanderartig geschwungenes weiß-gräuliches Band. Es leitet zur Himmelszone über, in der weiße Schmetterlinge und weiße Blüten zu beobachten sind. Links neben dem Korb ist ein großer roter Pilz zu entdecken und rechts ein umgekipptes Vogelnest mit verschiedenen Eiersorten. Geschickt drapierte Griebel vor dem Nest zwei Schneckenhäuser, vor dem Korb ein paar Blätter und vor dem großen Pilz rote und braune Pilze.
Ikonografisch symbolisiert das Ei die Auferstehung. In Anbetracht der Platzierung der Eier in ein Nest, liegt zudem der Schluss nahe, das Griebel mit seinem Stillleben auf das Osterfest anspielt, bei dem jährlich des Todes und der Auferstehung Jesu Christi gedacht wird. Das Färben von Eiern zu diesem Anlass ist eine weit verbreitete christliche Tradition.
Auch die weißen Schmetterlinge sind einem religiösen Symbol zuzuordnen. Sie symbolisieren die Seele, die den Körper verlässt und erlöst wird. In einem Emblembuch Jacob Cats aus dem Jahr 1627 steht zu einem Bild, das einen Schmetterling zeigt, der gerade das Raupenstadium durchlaufen hat: „Dann wird der wie ein Wurm verächtlich lebt‘ auff Erden/ Doch fromm war/ schön verklärt und hoch verherrlicht werden:/ Umb Gottes Thron zu schweben …“.
Fritz Griebel malte dieses Bild ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Nachkriegskünstler malten nach Beendigung des Krieges Ruinenlandschaften, um auf die Zerstörungskraft des Krieges aufmerksam zu machen. – Nicht so Fritz Griebel. Er bevorzugte es, Hoffnung mit seinen Bildern auszudrücken. Hoffnung auf die Zukunft.