Weihnachtsgobelin

Fritz Griebel: Weihnachtsgobelin, 1960er-Jahre, Fritz Griebel, Nürnberger Gobelinmanufaktur GmbH, Kirche St. Leonhard-Schweinau, Nürnberg.

Der hier vorgestellte Wandteppich ist einer von insgesamt drei Tapisserien, die sich im Besitz der evangelisch-lutherischen Kirche St. Leonhard-Schweinau in Nürnberg befinden. Eine prägnante Bildsprache und eine harmonische Farbskala, reduziert auf Blau, Grün, Gelb und Rot, kennzeichnen diesen Bildteppich.

Lukas Cranach d. Ä.: Baum der Erkenntnis/Sündenfall, 16. Jh.

Auf einem hellgrauen Hintergrund verbindet Fritz Griebel zwei Erzählungen aus der Bibel: den „Sündenfall“ und die „Geburt Jesu“. Die linke Bildhälfte zeigt den „Baum der Erkenntnis“, der sich zusammen mit dem „Baum des Lebens“ in der Mitte des Paradiesgartens befunden haben soll und dessen Früchte zu essen Gott Adam und Eva verboten hatte. Die Schlange, die sich um den „Baum der Erkenntnis“ windet, hält in ihrem Maul eine Frucht des Baumes. Griebel verzichtete auf die traditionelle Darstellung des „Sündenfalls“, wonach wie bei Cranach dem Älteren (1472-1553) zu sehen, Adam und Eva vor dem „Baum der Erkenntnis“ stehen und Eva den von der Schlange erhaltenen Apfel an Adam übergibt.

Fritz Griebel erweist sich in diesem Kontext wieder einmal als ein versierter Kenner der Bibel. Der biblische Text spricht allgemein von „den Früchten“ des „Baumes der Erkenntnis“, scheint aber am ehesten einen Feigenbaum zu meinen. Seit der christlichen Kunst des Mittelalters wird dieser Baum als Apfelbaum dargestellt; dies ist möglicherweise auf ein Wortspiel der lateinischen Bibelübersetzung zurückzuführen, denn „malum“ beutetet sowohl „Apfel“ als auch „das Böse“.

Echte Feige, Syrien. Foto: Bangin.

Das göttliche Verbot, von den Früchten des Baumes zu essen, symbolisiert die Grenzen, die dem Menschen als Geschöpf Gottes auferlegt sind. Die Folgen dieser Missachtung, des „Sündenfalls“, sind bekannt: Adam und Eva, das erste Menschenpaar, werden sterblich und aus dem Paradies vertrieben. Doch es gibt Hoffnung. Griebel zitiert auf dem Bildteppich die Worte Paulus‘ aus dem 1. Korintherbrief, 21-22: „Ein einziger Mensch hat der ganzen Menschheit den Tod gebracht; und so bringt auch ein einziger die Auferstehung vom Tod. Alle Menschen gehören zu Adam, darum müssen sie sterben; aber durch die Verbindung mit Christus bekommen sie das neue Leben.“ Auch die Tauben, die um den Feigenbaum fliegen, spielen als Symbole des ewigen Lebens hierauf an sowie die sich unten links vollziehende Metamorphose einer blauen Raupe zum Schmetterling als Symbol der Auferstehung.

Jesus als Verkörperung der Auferstehung zeigt uns Fritz Griebel auf der rechten Bildhälfte. Wie bereits bei der Darstellung des „Sündenfalls“ genügen dem Künstler wenige, dafür prägnante Motive, um eine Geschichte zu erzählen. Das Jesuskind liegt nicht in einer Krippe, sondern in einem geöffneten Sarkophag als Hinweis auf die Auferstehung Jesus zu Ostern. Esel, Ochse, die sehr schön porträtiert sind und ein Dach deuten auf die Geburt im Stall an. Alle Figuren sind einem gelben Kreis einbeschreiben – einem Symbol für Ewigkeit. Griebel verweist auf das Evangelium des Johannes, 3,16: „Gott liebte die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun wird jeder, der sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ Der neue Adam – Jesus – überwindet die von dem alten Adam verursachte Sterblichkeit des Menschen.

Antje Buchwald

 

Vielen Dank an Pfarrer Thomas Grieshammer von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Leonhard-Schweinau für die freundliche Bereitstellung.
Der Gobelin ist während der Gottesdienste zu besichtigen; bei Anfragen ausserhalb der Gottesdienste bitte an den Mesner wenden (Schwabacher Straße 56, direkt neben der Kirche).

Mehr Informationen: www.leonhard-schweinau.de