Peter schlafend

Fritz Griebel: Peter schlafend, 21.12.1946, Rötel/Papier (26 x 42 cm), FG 2651

In der Geschichte der Kunst haben Künstlerinnen und Künstler immer wieder Kinder – auch ihre eigenen – porträtiert. Familienangehörige sind stets präsente Modelle und müssen zudem nicht bezahlt werden.

Fritz Griebel hat seine beiden Kinder Annette und Peter vom Säuglingsalter bis zur späten Kindheit gezeichnet und gemalt. Liebevoll dokumentierte er sie in ihrer Alltagswelt beim Laufenlernen, Spielen, Malen und Lesen. Sie sind ihm auch Modell für allegorische Themen, wie in den Bildern Die Entstehung der Malerei (1946) oder Stilleben mit Annette (1946).

Kinderdarstellungen reichen bis in die Antike zurück. Erst im 15. Jahrhundert in Italien entwickelte sich das reine Kinderbildnis, war es doch zuvor nur in allegorischen und religiösen Darstellungen als Christuskind, Engel oder Putto zu sehen. Kinderbildnisse sind immer auch mit der Kultur- und Sozialgeschichte verknüpft.

Ist das eigene Kind Sujet, treten Idealisierung, Ästhetisierung und existentielle Hinterfragung des Kindes in den Hintergrund. Griebel zeichnete seinen Sohn Peter voller Zärtlichkeit im Bett schlafend. Sein Kopf ist uns zugewandt, der ruhig auf einem Kissen liegt. Augen und Mund sind geschlossen; die kurzen Haare leicht zerzauselt. Die kleinen Hände halten sich an der Bettdecke fest, sodass der Oberkörper etwas frei liegt.

Kissen und Decke sind nur durch ein paar Linien angedeutet und gehen in die leere Bildfläche über. Das Brustporträt ist Zentrum des Bildes, welches durch horizontale Striche und Schraffierungen Stofflichkeit und Schattierungen suggeriert.

Der Schlaf ist ein Zustand äußerster Ruhe und Entspannung. Er ist die Schwelle vom Bewusstsein zum Unbewussten. Griebel hielt den behüteten Schlaf seines Sohnes fest, der es ihm ermöglichte, die Gesichtszüge seines Kindes genau und ungestört zu sehen und mit dem Rötelstift festzuhalten. Was Peter wohl träumte?

Antje Buchwald 2020
Kunsthistorikerin