Fritz Griebel: Stilleben mit Früchten um 1932, kolorierte Bleistiftzeichnung , 45 x 55 cm ,FG 0619
Fritz Griebel schuf unzählige Stillleben in unterschiedlichen Stilen und Techniken. Was faszinierte ihn wohl so sehr an dieser Gattung der Malerei?
Entstanden gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Europa als eigene Gattung, zeigen Stillleben tote beziehungsweise reglose Gegenstände wie Blumen, Früchte, Tiere, Gläser oder Musikinstrumente, die nach inhaltlichen (symbolischen) und ästhetischen Aspekten auf der Malfläche angeordnet sind.
Fritz Griebels Früchtestillleben ist wohl arrangiert. In der Bildmitte steht ein Glas, rechts daneben liegen vertikal Papier- oder Serviettenrollen; links daneben sind gelbe und grüne Früchte sowie ein Zweig mit Blättern drapiert. Zuweilen hauchzart sind die Umrisslinien, scheinen sich gar bei den Papierrollen aufzulösen. Die Schlagschatten am Glas heben sich scharf ab, sind eine Farbfläche für sich. Akzentuierte Griebel die linke Bildseite farbig, droht sie jedoch nicht die Komposition zu stören, denn der sich emporhebende abgewinkelte Ast unterstützt in der geistigen Ergänzung das dreieckige Schema der Komposition.
Demonstrierten Barockkünstler mit ihrer naturalistischen Darstellung ihre künstlerische Virtuosität, interessierte Griebel vielmehr die Form eines Gegenstandes. Wie der von ihm hoch geschätzte Paul Cézanne (1839–1906) wollte er die Gegenstände in ihren Facetten durchdringen. Ihrer ursprünglichen Funktion enthoben, stellte er sie in immer anderen Kombinationen dar, um sie schließlich wie in diesem Werk des Monats auf Fläche und Farbigkeit zu reduzieren. Es ist nicht die tote Natur (nature morte), sondern das stille Leben, welches Griebel zu durchdringen suchte.
Antje Buchwald
August 2020